Mittwoch, 22. Juni 2016

Die Backofen-Tour ins Fricktal

Als nicht hitzebeständiger Biker weiss ich eigentlich, dass ich ab etwa 27 Grad keine sehr langen Touren mehr fahren sollte. Und doch tue ich es hin und wieder und riskiere, dass es mich zerlegt. Dieses Mal gibt es für meine Dummheit wenigstens mildernde Umstände, denn der Juni 2016 kennt bislang nur die Wetterextreme: tägliches Geschiffe oder über 30 Grad. Heute starte ich in eine äusserst seltene Richtung: Nordosten. Der Reiz des Unbekannten führt mich ins Aargau. Und wenn ich ganz ehrlich bin, ist das auch der einzige. Kurz vor 09.00 Uhr starte ich. Zuerst geht es nach Balsthal.

Dann passiere ich Langenbruck, das im Moment eine einzige Baustelle ist, und steige hinauf zur Belchenfluh. Diese markiert mit 1055 m den höchsten Punkt der Tour. Auch das GPS-Gerät ist sich Hochdruckwetter offenbar nicht mehr gewohnt: Es ist der Meinung, die Belchenfluh sei heute nur 985 m hoch. Weiter fahre ich via Hauenstein zur Wisnerhöchi. Ich schwitze bereits heftig und überlege mir kurz, ob ich die "Weiche" hinunter nach Wisen stellen soll, um eine andere, deutlich kürzere Tour zu absolvieren. Schliesslich geht es dann doch planmässig weiter über die Birmatt zur Schafmatt.

Auf diesem Weg wechselt man mehrfach die Kantonsgrenze Solothurn-Baselland. Im Wald, aber auch auf den Wiesen ist es teilweise immer noch sehr nass. Insbesondere bei der Burgweid ist es derart übel, dass ich einen ganz kurzen Umweg machen muss. Fast wie in einer Sauna fühlt es sich heute an. Nach der Schafmatt geht es runter nach Anwil. Dabei öffnet sich der Weitblick über das Oberbaselbiet. Beim Buschberg ist das Baselbiet für heute bereits Geschichte, ich bin jetzt im Aargau. Via Tiersteinberg bike ich hinunter nach Gipf-Oberfrick. Jetzt beginnt mir die feuchte Hitze spürbar zuzusetzen.
 
Oberbaselbiet (bei Oltingen)
Abfahrt nach Ammel (Anwil)
Buschberg bei Anwil
Blick vom Tiersteinberg
Blick nach Frick (AKW Leibstadt im Hintergrund)
Abfahrt nach Gipf-Oberfrick
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Irgendwie kann ich gar nicht so viel Flüssigkeit aufnehmen, wie ich benötigen würde. Kopfschüttelnd über mich selber sitze ich vor der Landi Gipf-Oberfrick. Warum tue ich mir das heute an? Eigenlob stinkt, sagt man. Wenn auch das Gegenteil zutrifft, müsste ich nun wunderbar blumig riechen. Fast schon demonstrativ fährt derweil ein Zug über den Damm, als wollte er sagen: Steig ein, bevor es dich zerreisst. Aber nein, jetzt muss ich das Ding durchziehen. Ich fahre weiter auf dem Fricktaler Höhenweg, der mit blauen Tafeln markiert ist. Hin und wieder öffnet sich ein schöner Ausblick auf die Aargauer Hügel und Täler.

Blick vom Rastplatz Cheisacher
Trail zum Cheisacher-Turm
Cheisacher
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Via Cheisacher und Sennhütten fahre ich nun Richtung Bözbergpass, der sage und schreibe 569 m hoch ist. Danach führt meine Route meist der Wanderweg-Beschilderung folgend zur Staffelegg und hinauf zur Hombergegg. Jetzt folgt die Abfahrt nach Aarau. Vom Aargauer Kantonshauptort bekommt man gar nicht so viel mit, der Weg führt meist direkt der Aare entlang. Ich bin ich völlig platt. Wenn die Hitze gegen Abend nachlässt, erhole ich mich jeweils rasch. Das ist für mich wie ein Gesetz. Aber heute lässt sie nicht nach, im Gegenteil: Um 18.30 Uhr ist es immer noch drückende 31 Grad. Und es wartet noch der Engelberg...

Leuchtende Blätter...
Ist in der Region weltberühmt: Linner Linde
Bei Thalheim
Staffelegg
Führt immer noch viel Wasser: Aare bei Aarau
Engelberg

Der Engelberg ist nicht nur eine geniale Art, die Region Aarau-Olten zu umfahren, er ist auch eine recht direkte Linie für meinen Rückweg. Es sei denn, man bringt es fertig, sich beim Wartburghof zu verfahren – so wie ich heute. Mein Tempo ist mittlerweile derart tief, dass mich schon fast die Wanderer überholen. Der Downhill vom Engelberg führt direkt an der Festung Aarburg vorbei in die Altstadt. Jetzt noch über die Brücke, und der Aargau ist für heute Geschichte. Es ist ziemlich dunkel geworden. Auf den letzten 27 Kilometern durchfahre ich nur noch ein einziges Dorf: Graben. Hier gibt der Akku des GPS-Geräts den Geist auf...

Fazit: Die Tour war eine Art "kleiner Bruder" der Fahrt vom 24. Juni 2015. Der "kleine Bruder" wurde aber etwas grösser als erwartet. Ich habe meinem Körper heute viel zugemutet. Diese feuchtheissen Verhältnisse sind für mich ein Gräuel und eigentlich ein absolutes No-Go für Touren über 5 Stunden. Aber nach dem ewigen Geschiffe der letzten Wochen hat sich in mir etwas angestaut, was raus wollte. Die Tour selbst war eher unspektakulär. Dennoch habe ich einige schöne Orte im Aargau gesehen und auch ein paar nette Begegnungen gehabt (z. B. die Kassiererin in der Landi Gipf-Oberfrick...)
 

Höhenprofil (am Ende Akku des GPS leer...)

 
 
Tourdaten: Weite 157,5 km / Höhe 3200 m / Fahrzeit 11:11 h
GPS-Aufzeichnung der Tour ansehen: Fricktal-Staffelegg
 

2 Kommentare:

  1. coole tour!! und geniale bilder.zu der Linner Linde muss ich unbedingt auch mal ich kenne sie nur vom fb
    lg Tinu

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  2. Hallo Tinu, merci für deinen Kommentar. Die Tour war cool, aber auch sehr hot. Die schwüle Hitze hat mich ziemlich zerrissen. Die Linner Linde hat sogar eine eigene Homepage... Gruess, Philipp

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