Dienstag, 13. Februar 2018

Die ganz krumme Tour...

Auch heute habe ich wieder zwei Möglichkeiten: eine kindische Maske aufsetzen, Papierschnipsel in der Gegend rumschmeissen und mich volllaufen lassen oder aufs Bike. Der Entscheid ist rasch gefällt. Nee, Fasnacht ist gar nicht meins. Es gibt überzeugte Fasnächtler, die ihre Tradition derart hochhalten, dass sie den Winter vertreiben wollen, gleichzeitig aber hoffen, es möge in den kommenden Skiferien genug Schnee liegen. Der morgendliche Blick aus dem Fenster: Hochnebel. Etwas überraschend, habe ich doch aufgrund der Wetterprognose von Tagesbeginn an auf die Sonne gehofft. Aber das wird schon noch...
 
Als der graue Kamerad am späteren Morgen zu schwächeln beginnt, steige ich aufs Fatbike. Mit minus 5 Grad haben wir endlich mal auch im Flachland eine anständige Wintertemperatur. Morast ist da für einmal kein Thema. Nachdem der Januar eher ein Emmentaler Bikemonat war, geht es heute wieder Richtung Norden. Einen genauen Plan habe ich noch nicht – Hauptsache möglichst viel im Schnee. Nach der gestrigen, gut 60 Kilometer langen Fattie-Chaostour fühle ich mich heute zu Beginn noch etwas lahm. In Balsthal fälle ich den Entscheid, ins Thal fahren, wo wenige Zentimeter Neuschnee liegen...
 
Die Sonne hat mittlerweile kaum noch Konkurrenz am Himmel. Vom Hochnebel sind nur noch Fetzen übrig. Bei Aedermannsdorf biege ich auf die Strasse zur Tannmatt ein. Hier glaube ich förmlich zu spüren, wie der Körper die Teigwaren anzapft, die ich gestern spätabends noch eingeworfen habe. Das lahme Gefühl in den Beinen verschwindet langsam. Auf schneebedeckter, teils vereister Strasse kämpfen Fattie und Fahrer sich der Passhöhe auf 1122 m entgegen. Die Jacke muss ich ausziehen. Gefühlt sind es 15 Grad. Doch das Thermometer am GPS, das an der Sonne immer zu viel anzeigt, gibt minus 3 Grad an...

Winterlandschaft bei der Tannmatt
Ausblick von der Tannmatt
Spur in Blau-Weiss bei der Tannmatt
 

Während des Aufstiegs zur Tannmatt reift der Entschluss, eine weglose Tiefschneeabfahrt beim Hinteren Brandberg zu versuchen. Auf der Tannmatt angekommen, fahre ich ein Stück durch den Tiefschnee zurück, um zu schauen, wie dieser hier so drauf ist. Und wie viel davon liegt. Damit kann ich schon mal ansatzweise testen, ob die Tiefschneevariante beim Brandberg überhaupt Zukunft hat. Meine glasklare Erkenntnis nach der "Probefahrt": Es könnte gehen, vielleicht aber auch nicht. Beim Hinteren Brandberg angekommen, biege ich auf die schön verschneite Wiese ein. Zirka anderthalb Kilometer lang soll der Spass werden...
 
Mit dem Stemmbogen klappt es nicht so, daher wähle ich eine gerade Linie. Unter dem schön ebenen weissen Teppich lauern einige Überraschungen. Die Abfahrt ist cool. Im Mittelteil ist das Gefälle allerdings etwas bescheiden, so dass ich ziemlich murksen muss. Krafttraining beim Bergabfahren – das geht nur im Winter. Auf einem schneebedeckten Kiesweg geht es danach noch etwas weiter abwärts Richtung Welschenrohr, wo es heute Morgen minus 14 Grad hatte. Auf einigen Singletrails umfahre ich das Dorf allerdings Richtung Ergeleralp. Es ist herrlich: sonnig, trocken, kalt und Schnee. Genau so liebe ich den Winter...

Bei der Mieschegg
Hinterer Brandberg
Auf dem Weg zum Vorderen Brandberg
 
Der Wanderweg von der Wolfsschlucht zum Tufftbrunnen ist zwar nicht steil, erfordert jedoch im nicht gespurten Schnee etwas zusätzliche Kraft. Einmal mehr bin ich froh, das Fattie unter dem Allerwertesten zu haben. Nach einer kurzen Abfahrt folgen nochmals gute 100 Höhenmeter bis zum zweiten "Peak" meiner Tour, dem Vorderen Brandberg. Hier kann man gleich auf zwei Singletrails bis ganz runter fahren. Ich nehme den im Sommer nicht so interessanten, aber aussichtsreichen Weg über die Wiese. Wer sich aber beim Downhill die Aussicht zu lange ansieht, riskiert, plötzlich nur noch Sternchen zu sehen...
 
Mein Downhill-Motto lautet sowieso immer: Vorsicht ist besser als Nachruf. Die Schneeabfahrt bis kurz vor Herbetswil ist genial. Die anschliessend geplante kurze Wiesenabfahrt zurück nach Aedermannsdorf lasse ich dann aber sein und nehme stattdessen die Strasse. Es hat hier unten am Sonnenhang schlicht zu wenig Schnee, und ich will keinen Landschaden verursachen! Die Februarsonne hat halt schon wieder ordentlich Kraft und lässt die weisse Pracht trotz Minus-temperaturen dahinschmelzen. Der Dorfladen in Aedermannsdorf hat leider zu, daher verschiebe ich meine Pause nach Matzendorf...

Ausblick beim Vorderen Brandberg
Auf der Abfahrt ins Thal
Schwäne an der Aare

Danach fahre ich der Nordseite der ersten Jurakette entlang zurück nach Balsthal. In dieser schattigen Lage liegt natürlich noch Schnee. Durch die Klus geht es nach Oensingen, um Niederbipp herum nach Bannwil und der Aare entlang nach Hause. Normalerweise ziehe ich es vor, die erste Jurakette zu überqueren, statt zweimal die Klus zu passieren. Wegen der doppelten Durchfahrung wird die Tour nicht nur weiter, sie sieht auf der GPS-Aufzeichnung auch aus wie eine Banane. Schon alleine das zeigt, dass daran etwas krumm ist. Aber ab und zu eine Banane soll ja gesund sein…
 

Höhenprofil

 
 
Tourdaten: Weite 84,0 km / Höhe 1870 m / Fahrzeit 6:04 h
GPS-Aufzeichnung der Tour: Hinterer Brandberg / Vorderer Brandberg
 

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