Sonntag, 31. Dezember 2017

Jahresdaten 2017

Zusammenfassung des Jahres 2017

Übersicht

Anzahl Touren: 111
Gefahrene Distanz: 8'214,6 km
Gefahrene Höhe: 187'360 m
Fahrzeit total: 551 h 15 min

Hochs
 
Weiteste Tour: 177,0 km (21. August)
Grösste Tourengesamthöhe: 3'730 m (11. Oktober)
Längste Fahrzeit: 11 h 14 min (21. August)
Höchster Tourenpunkt: 1'803 m ü. M. (16. Oktober)

Tiefs
 
Kürzeste Tour: 48,4 km (19. April)
Geringste Tourengesamthöhe: 1'000 m (17. August)
Kürzeste Fahrzeit: 3 h 13 min (9. April)
Tiefster Tourenpunkt: 291 m ü. M. (8. Juni)
 
 

Sonntag, 24. Dezember 2017

Schöne Bescherung...

Hochnebel hat häufig den "Vorteil", dass es darunter einigermassen trocken sein sollte. Doch als ich heute Morgen die Storen hochziehe, stelle ich fest, dass die Natur für diesen Fall den Nebelregen erfunden hat. Danke dafür. So starte ich halt bei Nässe in Richtung Sonne. Nebelgrau mit Sprühregen, dazu 2 Grad: Hässlicher geht Wetter nicht. Aber das ist heute der Preis, um vom Grau ins Blau zu gelangen. Auf dem Weg dorthin habe ich die Wahl: Will ich durchnässt am Berg ankommen oder durchnässt und dreckig. Ich entscheide mich für das Erste und fahre überwiegend auf Strassen und Strässchen...
 
Auf diese Weise erhalte ich mir wenigstens die theoretische Chance, die Kleidung im Anschluss wieder sauber zu kriegen. Der Nebelregen hört ausgangs Oensingen schlagartig auf – die Strasse ist von einem Meter auf den anderen trocken. Bei Balsthal beginnt die Steigung: Der Kampf gegen das triste Grau ist damit lanciert. Auf etwa 700 m bin ich mitten in der Suppe. Hier habe ich das Gefühl, plötzlich in eine regelrechte Kaltluftblase zu geraten. Das Thermometer am GPS bestätigt mein Empfinden, indem es die Zehntelgrade im Sekundenrhythmus runterzählt: von plus 1 Grad auf minus 3...
 
Auf rund 900 m drückt bereits blauer Himmel durch. Etwas weiter oben wird dann der Blick auf das Nebelmeer frei. Jetzt hat es das GPS-Thermometer wieder sehr eilig – diesmal in Gegenrichtung. Am Hellchöpfli auf 1170 m blockiert ein Tor die weitere Auffahrt. Eine ehemalige, einst streng geheime Bloodhound-Stellung belagert hier den höchsten Punkt des Oberaargaus. Alles eingezäunt. Die letzten Meter zum Grat hangle ich mich mitsamt Fattie dem Zaun entlang. Obwohl es eigentlich kaum mehr als 30 cm Schnee hat, versaufe ich teilweise hüfthoch und erfinde dabei ein paar Worte. Nach einigem Kampf erreiche ich den Gratweg... 

Hellchöpfli-Strasse mit Nebelmeer und Bike
Aufstieg zum Hellchöpfli
Nebelmeer vom Hellchöpfli
Hellchöpfli, Aussichtspunkt
Nebelmeer von der Buchmatt aus
Blick zu den Alpen bei der Buchmatt
 
Hier gibt es auf rund 1230 m direkt am Militärzaun einen Aussichtspunkt, wo ich einige Zeit verweile und aufs Nebelmeer hinabschaue. Bei satten 8 Grad und wolkenlosem Himmel kann man endlich mal den gebeutelten Vitamin-D-Speicher auffüllen. Die Mittelfrist-Wetterprognose habe ich mir angesehen: Man wird ihn wohl rasch aufbrauchen! Meine etwas traumtänzerische Hoffnung, im Anschluss den Gratweg zur Schwängimatt fahren zu können, zerschlägt sich jedoch. Zu viel Schnee, nur wenige tiefe Fussspuren, anfangs kaum Gefälle. Nee, das gibt nix. Aber vorerst habe ich es sowieso nicht eilig, wieder in den Nebel abzusteigen...
 
Etwa anderthalb Stunden halte ich mich dort oben auf. Genug Zeit, um zu überlegen, welcher Abstieg denn nun am wenigsten unvernünftig ist. Schliesslich nehme ich den direkten, teils steilen Richtung Buchmatt. Viel kann ich auch hier nicht fahren, was aber nicht nur am Schnee liegt. Auf 1140 m wird die Sache wieder durchgehend fahrbar. Auf der Buchmatt liegt an der Sonne gar nicht mehr so viel Schnee. Kein Wunder bei der Wärme. Das Restaurant auf gut 1000 m ragt gerade noch aus dem Nebel. Ich umfahre es mit einer leicht alternativen Linie und biege kurz darauf in den Wanderweg nach Wolfisberg ein...
 
Die Nebelgrenze ist erreicht, die Temperatur fällt schlagartig. Auf dem eigentlich recht breiten Karrweg gibt es nun jene handtuchbreite, feste Trittspur im Schnee, die ich mir am Hellchöpfli vergebens erhofft habe. Sie ist zwar saumässig glatt, aber ausserhalb der Spur fährt es sich in der gefrorenen, weissen Mondlandschaft nicht besser. Singletrail einmal anders. Bei schlechter Sicht geht es vorsichtig talwärts. Plötzlich höre ich Kinder und steige sicherheitshalber vom Bike. Aus dem Grau taucht eine junge, vierköpfige Familie auf. Nachdem ich ein wenig über mein Gefährt ausgefragt worden bin, setze ich die Rutschpartie fort... 

Ankehubel mit Nebelmeer
Blick aufs Nebelmeer
Bikespur im Schnee
Rückblick zum Ankehubel
Bäume mit Reif unterhalb der Randflue
Randflue
 
Etwas später fahre ich nördlich an Wolfisberg vorbei nach Rumisberg und erreiche kurz darauf Wiedlisbach. Der Schnee ist jetzt wieder braun und heisst Morast. Immerhin hat der Nebelregen in der Zwischenzeit aufgehört. Ein paar Waldpassagen baue ich jetzt doch noch in den Nachhauseweg ein, was einen Farbwechsel meiner Kleidung von Rot zu Braun zur Folge hat. Rot gefällt mir aber besser, hoffentlich kriege ich das wieder hin. Zu Hause will man als Erstes von mir wissen, wo ich um Himmels Willen herkomme. Von drauss' vom Walde komm ich her; ich muss euch sagen, es morastet so sehr. Schöne Bescherung...


Tourdaten: Weite 50,3 km / Höhe 1180 m / Fahrzeit 3:21 h
GPS-Aufzeichnung der Tour: Hellchöpfli-Buchmatt
 

Sonntag, 17. Dezember 2017

Heute ein paar Aufhellungen...

Die Sonne ist und bleibt ein rarer Gast. "Heute ein paar Aufhellungen", hiess es im gestrigen Wetterbericht. Ans Christkind glaube ich eventuell gerade noch, aber an Aufhellungen? Das hätte ja mit Sonne zu tun! Ich lasse mich aber gerne überraschen. Auf 1000 m liegt mittlerweile über einen halben Meter Schnee, teils stark verweht. Damit dürften mir die Skifahrer zwischenzeitlich überlegen sein, aber das will ich erst mal sehen. Im Flachland liegt ebenfalls ein halber Meter – Morast, versteht sich. Und das bisschen Schnee, das letzte Nacht gefallen ist, hat unterhalb von 500 m auch nicht gross angesetzt...
 
Damit ich es nicht verlerne, schwinge ich mich im Laufe des Vormittags wieder mal auf das dicke Bergfahrrad und fahre Richtung Norden davon. Rund 0 Grad hat es. Nach etwa einer Stunde biege ich ins Thal ab und rolle auf Laupersdorf zu. Bis hierher war das nur wenig winterlich. Im Dorf nehme ich einen mir unbekannten Weg bergwärts. 50 Höhenmeter reichen bereits, und schon ist dieser zunehmend von unberührtem Schnee bedeckt. Und die Schneedecke wächst rasant an. Bei Grossrieden folgt eine kurze Tiefschnee-Abfahrt. Danach biege ich auf die Tannmatt-Strasse ein. Eine glatte Sache, wahrhaftig...
 
Ab und zu dreht das Hinterrad durch, aber insgesamt ist der Aufstieg recht problemlos. Viel ist nicht los hier, trotz Sonntag. Einer Fussgängerin begegne ich, fertig. Mit jedem Höhenmeter wird die Schneedecke dicker. Bei der Tannmatt auf 1122 m folgt ein kurzer Downhill, dann geht es via Mieschegg zum Hinteren Brandberg, dem heutigen Touren-Höhepunkt. Im Sommer würde ich kaum alles auf der Strasse fahren. Aber bei so viel Schnee ist das die einzige Möglichkeit; zudem ist sie abenteuerlich genug. Festen Belag habe ich sowieso nie unter den Stollen, im Gegenteil....

Verschneite Bäume
Aufstieg zur Tannmatt
Winterliche Passstrasse
Bei der Mieschegg
Strasse mit hohen Schneewechten
Aufstieg zum Hinteren Brandberg
 
Beim Hinteren Brandberg dann die Sensation: Für einige Sekunden zeigt sich die Sonne! Ein Naturspektakel sondergleichen. Es gelingt mir sogar, an Ort und Stelle ein Zufallsfoto zu machen, bevor sie wieder verschwindet. "Heute ein paar Aufhellungen", sagte der Wetterfrosch. Das sind doch streng genommen mindestens zwei, oder? Dann hätte ich ja noch eine zugut. Stattdessen setzt jedoch wenig später Schneefall ein. Obwohl es hier auf 1162 m nicht sonderlich kalte minus 5 Grad hat, friert es mich ein wenig an den R…, sobald ich mich nicht mehr bewege...
 
Auf dem Dach des Restaurants sieht man eindrücklich, wie der Wind den Schnee in den letzten Tagen verweht hat. Eigentlich habe ich eine alternative, nicht sehr steile Tiefschnee-Abfahrt im Sinne, aber bei etwa 50 bis 80 cm Schnee ist der Drops gelutscht. Also nehme ich die "normale" Abfahrt nach Welschenrohr in Angriff. Nach dem Probstenberg wird diese anspruchsvoll genug: Der recht steil talwärts führende Weg ist tief schneebedeckt und mit Spuren übersät, so dass selbst dem Fattie zu Beginn alles abverlangt wird. Doch so schnell die Schneedecke beim Hochfahren angewachsen ist, verliert sie beim Downhill auch wieder an Substanz...
 
Schneebedeckte Strasse zum Restaurant
Restaurant Hinterer Brandberg
Schneewechte auf dem Hausdach
Schneeverwehungen beim Brandberg
Schneefall und blauer Himmel
Bei der Schmiedenmatt
 
Nach etwa einem Kilometer im Schneckentempo wird das Fahren wieder einfacher. Kurz vor Welschenrohr hört auch der Schneefall auf. Jetzt steht nur noch die Schmiedenmatt zwischen mir und der Dusche. Auf einem schmalen Strässchen geht es raus aus Welschenrohr und rein in die Schmiedenmatt-Auffahrt. Ausgangs des Dorfes spielen zwei Kinder am Strassenrand im Schnee. Plötzlich donnert so ein supercooler Aufpicker (besser bekannt unter dem englischen Begriff Pick-up) an den Kindern und mir vorbei, dessen stolzer Fahrer ganz offensichtlich mehr PS als Hirnzellen sein Eigen nennen darf...
 
Er gibt so viel Gas, dass er in einer Kurve ins Schlingern gerät. Einige Hundert Meter weiter erklärt mir der Fahrer, er könne nicht anders, da er sonst steckenbleiben würde. Schwer zu glauben, dass man mit einem solchen Panzer bei leichter Steigung in so wenig Schnee steckenbleibt. Dass er nicht anders kann, glaube ich hingegen vorbehaltslos. Da fällt mir ein: Ist man eigentlich in Bern endlich einen Schritt weiter in Sachen Kopfhörer-Verbot für diese gemeingefährlichen Velofahrer? Steht der Bussenkatalog? Hinter dem Hof Sollmatt ziehen sich die nächsten dicken Wolken zu einer Aufhellung zusammen...
 
Ich fahre regelrecht in eine graue Wand, und bald darauf setzt wieder ein herzhafter Schneeschauer ein. Allerdings kommt mir dieser auf der spiegelglatten Schmiedenmatt-Strasse gar nicht mal so ungelegen, da der Schnee für ein bisschen Grip sorgt. Auf der Schmiedenmatt sehe ich linker Hand ganz kurz blauen Himmel – da ist sie tatsächlich, die zweite Aufhellung. Das hindert den Schneefall allerdings nicht, noch stärker zu werden. Zudem fahre ich in die falsche Richtung, nämlich ins Graue, satt ins Blaue. Erst bei der Passhöhe auf 1074 m lässt der Niederschlag kurzzeitig etwas nach...

Bike auf schneebedeckter Passstrasse
Fattie in seinem Element
Passhöhe mit eingeschneitem Bänkli
Schmiedenmatt, Bettlerküche
Schneespur im Wald
Waldweg auf gut 500 m
 
Hier warnt mich ein umsichtiger Fussgänger, ich solle aufpassen, es sei gefroren. Damit liegt er wohl richtig, vermute ich. Ist die Tiefschnee-Abfahrt von Wüestrüti nach Farnern noch möglich? Wahrscheinlich nicht, aber Probieren geht bekanntlich über Studieren. Und siehe da, es geht. Wunderbar geräuschlos zieht das Fattie seine Spur in den Schnee. Im oberen Bereich gleitet es förmlich hindurch. Auf halbem Weg kreuze ich die Passstrasse, wo ein paar einigermassen verwunderte Schlittler stehen. Ich bin wahrlich nicht der Typ, der gerne Blicke auf sich zieht, ganz im Gegenteil. Aber hier liess es sich leider nicht vermeiden...
 
Der untere Bereich ist etwas weniger steil. Unter der dünnen Schicht Pulverschnee liegt eine dicke Schicht Betonschnee. Diese trägt mich nur noch teilweise. Ab und zu gibt sie etwas nach, so dass es mehr ruckelt als fährt. Ein kurzer, aber heftiger Spass. Denn die rund 200 Höhenmeter bis Farnern sind rasch vernichtet. Nachdem das Dorf passiert ist, folgt die Abfahrt nach Wiedlisbach, ebenfalls noch teilweise im Tiefschnee. Erst auf etwa 600 m wird die Schneedecke allmählich etwas zu dünn, so dass ich wieder zur "Normallinie" wechsle, um auch bloss keinen Grashalm zu knicken...
 
In Wiedlisbach fallen die Schneeflocken deutlich schneller vom Himmel als noch bei der Schmiedenmatt, aber auch weniger zahlreich. Allzu viel Weiss liegt hier nicht mehr. Der Rest der Tour ist dann nicht mehr das Gelbe vom Ei. Eher das Braune vom Weg: An der Aare ist es derart morastig, dass ich im Schritttempo fahre. Der Schneefall hört ganz auf, dafür kommt der Nebel. Wird es an Weihnachten Schnee im Flachland geben? Nein, tippe ich. Aber vielleicht ein paar Aufhellungen…
 
Höhenprofil
 
 
 
Tourdaten: Weite 70,2 km / Höhe 1850 m / Fahrzeit 5:19 h
GPS-Aufzeichnung der Tour: Tannmatt-Schmiedenmatt
 

Dienstag, 5. Dezember 2017

An die Sonne...

Irgendwie bin ich heute Morgen etwas gereizt. Mögliche Ursache könnte eventuell ein Mangel an Vitamin D sein? Die trübe Sauce vor dem Fenster, allgemein als Nebel bekannt, ist jedenfalls deutlich mehr Stimmungskiller als Vitaminbombe. Dabei ist Nebel eigentlich was Tolles – wenn man von oben drauf schauen kann. Ein kurzer Blick auf die Webcam Weissenstein, und das heutige Ziel steht fest. Die Seilbahn ist in Revision, die Barriere geschlossen: Das bietet durchaus Potenzial für eine gewisse Einsamkeit dort oben...
 
Welche Verhältnisse mich am Zielort wirklich erwarten, kann ich nicht so richtig abschätzen. Daher kommt wieder das Bike fürs Harte zum Einsatz. Etwa 09.15 Uhr drücke ich dann am GPS den Startknopf. Die minus 3 Grad fühlen sich im dichten Nebel ziemlich a...-kalt an. Mit schon fast gefährlicher Entschlossenheit fahre ich gen Nordwesten. Nichts wird mich heute aufhalten. Oder? Im Wald bei Inkwil liegen plötzlich gefällte Bäume auf dem Weg. Kein Durchkommen. Hier wird fleissig Holz geschlagen, nur leider ohne dies in irgendeiner Form zu signalisieren. Einen kurzen Umweg muss ich in Kauf nehmen...
 
Ausgangs Deitingen sorgt eine ewige Hin- und Her-Wanderbaustelle nochmals für einen kurzen Schlenker. Wenige Hundert Meter danach tauchen am Waldeingang mehrere Signalhüte mit der Aufschrift "Jagd" auf, so dass ich auch dieses Gebiet umfahre. Zwar würde mich wohl keiner für ein knallrotes, zweibeiniges Reh auf einem dicken Fahrrad halten, aber man hört und liest ja so einiges. Und an Bäumen geknabbert habe ich auch noch nie, zumindest nicht absichtlich. Also eine weitere Planänderung. Nach dem Übersteigen eines durch den Wind umgestürzten Baumes erreiche ich schliesslich die Aare. Schön, dass das geklappt hat...
 
Nachdem der Fluss bei Attisholz überquert ist, gewinne ich stetig an Höhe. Der Nebel ist erstaunlich rasch geschlagen: Bereits im oberen Dorfteil von Riedholz gibt er auf etwa 550 m auf. Bei Rüttenen versucht er zwar noch ein kleines Comeback, aber vergeblich. Darüber ziehen immer wieder kleinere Nebelschwaden vorbei, aber die trüben das Bild nicht mehr gross. Die Passstrasse zum Weissenstein ist ganz unten teils vereist, teils aber auch trocken. Ab etwa 900 m ist sie dann schneebedeckt. Schön griffig walzt sich das Fattie hoch. Die Stollen müssen deutlich weniger leiden als beim letzten Mal...

Eiswolle an einem Ast
Haareis am Oenzberg
Verschneiter Weg mit Spuren beim Weissenstein
Winterlandschaft beim Weissenstein
Verschneite Bäume mit Sonne
Hüttli beim Kurhaus
 
Die Winterlandschaft auf dem Weissenstein ist, gelinde gesagt, fantastisch. Die Fernsicht zwar leicht getrübt, aber trotzdem gut. Ich bleibe eine Weile da oben und mache ein paar Fotos. Es gibt keinen Grund, vorzeitig wieder in den Kaltluftsee abzusteigen, wie der Meteorologe sagt. Nach etwa zwei Stunden wird es dann doch Zeit, sich mal an die Abfahrt zum Balmberg zu wagen. Mit etwas Konzentration kann ich alles fahren. Insgesamt drei Personen treffe ich. Die erste mit Schneeschuhen, die zweite mit normalen Schuhen, und die dritte ist ein Verwandter auf Skiern...


Kapelle mit Nebelmeer und Alpen im Hintergrund
Weissenstein-Kapelle
Schneebedeckte Äste vor blauem Himmel
Schöner Kontrast
Winterlandschaft auf knapp 1300 m
Winter pur
Verschneiter Baum mit durchscheinender Sonne
Sonne im Baum
Glitzernder Schnee unter blauem Himmel
Glitzernder Schnee Richtung Röti
Schneelandschaft beim Weissenstein
Weg zur Röti
 
Erst beim Balmberg realisiere ich, dass sich der Nebel im Mittelland trotz der tiefen Obergrenze wacker gehalten hat. Der Abstieg vom Niederwiler Stierenberg zum Hofbergli ist recht gut zu fahren. Schliesslich erreiche ich die Schmiedenmatt und nehme eine zum Teil ziemlich alternative, wintermässige Abfahrt nach Farnern. Hier auf 800 m ist häufig der Zeitpunkt, wo man mit dem Nebel wieder Bekanntschaft machen darf. Heute aber ist selbst von hier aus gesehen das Nebelmeer noch weit unten. Die graue Suppe hat sich nicht von der Stelle gerührt, und so gehe ich auf 550 m kurz vor Wiedlisbach wieder darin unter...

Sonne hinter dem Wäldchen
Prachtswetter....
Spuren im Schnee
Kurzer Blick ins Thal
Verschneite Äste unter blauem Himmel
Mit Blick zum Himmel
Gespurter Weg zum Bödeli
Auf dem Weg zum Bödeli
Winterlicher Weg bei der Schmiedenmatt
Bei der Schmiedenmatt
Nebelmeer mit Schnee und Abendsonne
Nebelmeer oberhalb Farnern
 
Sogar eher dichter als lichter ist es geworden, das feuchtkalte Kontrastprogramm. War das eigentlich der erste klassische Nebeltag dieser Saison? Scheint so. Wie sangen einst Span? ...i merke, wie guet dass es mer ta het. I gloube, i gange no meh... Dem ist nichts hinzuzufügen...


Höhenprofil

 
 
Tourdaten: Weite 60,4 km / Höhe 1440 m / Fahrzeit 4:29 h
GPS-Aufzeichnung der Tour: Weissenstein-Schmiedenmatt
 

Freitag, 1. Dezember 2017

Verdammt, ich lieb dich – ich lieb dich nicht...

...genauso ist mein Verhältnis zum Schnee. Pünktlich zum astronomischen Winteranfang hält der Winter nun auch im Flachland für ein paar Tage Einzug. Der November 2017 hat sich auf meiner gestrigen Rekog-Tour zur Hinteregg würdig verabschiedet: Waagrechter Schneefall bei einer Sichtweite von allerhöchstens einem halben Meter sorgten für einen versöhnlichen Ausklang. Ironie off. Wichtiger war jedoch die Erkenntnis, dass auf vierstelliger Meereshöhe abseits der Teerstrassen mittlerweile nur noch Schlitten oder Skier zum Ziel führen. Zumindest wenn es auf- oder seitwärts geht. Abwärts hingegen, hm...

Eine am Jurasüdfuss stationierte Webcam zeigt mir heute Morgen, dass es dort letzte Nacht deutlich mehr Schnee hingelegt hat als die 3 cm, die vor unserer Haustüre liegen. Mal gucken, was mich erwartet. Kurz vor 09.00 Uhr fahre ich mit dem Traktor los. Das Salz auf den Strassen ist noch ein Grund mehr, diese zu meiden. Biken in jungfräulichem Schnee ist sowieso viel schöner. Bei minus 4 Grad heisst es sogar "Pulver gut" (aber wenig). Wegen eines Defekts muss ich leider ungeplant Wangen an der Aare in meine Tour einbauen, wo ich eine gute halbe Stunde Pause in einem Café verordnet bekomme...

Wangenried, Siggeri
Landschaft bei Wangenried
Roggenfluh bereits im Blick
Zwischen Wangen a. A. und Niederbipp
Niederbipp mit Kirche und Gösger Dampffahne im Hintergrund
Niederbipp kommt in Sichtweite
 
Dort spricht mich ein älterer Herr an, ob ich zum Langlaufen ginge. Langlaufen? Hoffentlich nicht. "Nein, zum Biken", lautet meine Antwort. Sogleich stellt er mir die Anschlussfrage, ob ich denn Schneeketten am Bike hätte. "Nein, extrabreite Reifen", erwidere ich, worauf mich der Mann nur noch ungläubig anschaut. Schliesslich fahre ich dem frisch verschneiten Aareweg entlang und biege bei Coupe de bois Richtung Niederbipp ab, wo bereits deutlich mehr Schnee liegt als zu Hause. 10 cm sind das hier mindestens. Richtung Balsthal nimmt die Schneedecke dann eher wieder etwas ab...
 
Leen oberhalb von Niederbipp
Niederbipp, Leen
Kurzer Singletrail bei Oensingen
Bei Oensingen
Burg Neu Falkenstein mit Sonne
Burg Neu Falkenstein

Ich fahre hoch zum Farisberg und mache mich durch unberührten Pulverschnee auf den Weg hinab nach Langenbruck. Im Sommer ist dieser Weg eher langweilig, jetzt aber richtig herrlich. Auch beim anschliessenden Aufstieg nach Bärenwil liegt weitgehend unberührter Schnee. Dieser leistet bergauf durchaus spürbaren Widerstand, zumal die Schneedecke an Substanz gewinnt. Und zumal meine Form heute wieder unterirdisch ist. Bei der Santelhöchi folgen wenige, aber harte Höhenmeter bis zur Schlosshöchi. Ein echter K(r)ampf. Die Schneehöhe beträgt hier oben 1 cm, aber auch 70 cm. Beides stimmt, dem Wind sei Dank...

Farisberg, Blick Richtung Passwang
Farisberg
Farisberg, Blick nach Balsthal
Blick nach Balsthal
Santelhöchi
Santelhöchi
Fahr- und Pedalspur an der Höchi Flue
K(r)ampfspuren...
Blick zum Beretenkopf
Tierspuren...
Fattie steckt im Schnee
Bei der Höchi Flue
 
Auch wenn es naiv klingt, solche Verhältnisse habe ich nicht erwartet, nachdem es hier gestern noch fast schneefrei war. Aber der Winter hat nun mal eigene Gesetze, und der Spass ist tiefgründiger als mein Fluchen. Von der Tiefmatt geht es mit leichtem Auf und Ab Richtung Balsthaler Roggen. Auch hier bin ich höchstens mit Schrittgeschwindigkeit im Tiefschnee unterwegs. Plötzlich kommen mir auf einem unübersichtlichen, keine zwei Meter breiten Waldweg zwei Reiter in gestrecktem Galopp entgegen. Wie gut, bin ich nicht einige Meter weiter vorne bei der Kurve gewesen, das hätte ins Auge gehen können...

In überhöhtem Tempo reiten die beiden an mir vorbei, und ich spüre fast ihre Hufen. Sofort will ich mich für die Rücksicht bedanken, doch der männliche Teil der Reiterschaft reagiert immerhin höflich und findet umgehend die richtigen Worte: "Um Himmels Willen, sorry. Alles in Ordnung bei Ihnen?" Nein, nein, ist nur ein Witz. Seine Majestät reagiert deutlich authentischer und bietet mir sogar das Du an: "Gottverdami, gang doch uf d Site, du huere Löu." Sehr wohl, Ihr edler, erhabener Ritter auf dem hohen Rosse. Bitte Ihre Hohlheit vielmals um Gnade und Vergebung für meine Existenz...

Wenn Hochwürden durch sein Reich galoppiert, haben alle anderen sich bedingungslos zu unterwerfen oder, noch besser, sich gleich in Luft aufzulösen. Hätte Eure Majestät noch die Güte, mir zu erklären, wohin meine Wenigkeit hätte ausweichen sollen? Selbst wenn ich mich mit einem Doppelsalto den Hang hinab geworfen hätte, wäre mir erfahrungsgemäss ein Wort der Entschuldigung oder gar des Dankes ziemlich sicher verwehrt geblieben. Genauso wie all jenen Werkhofarbeitern, welche die Hinterlassenschaften der feinen Gesellschaft auf Kosten des Steuerzahlers von den Strassen, Geh- und Radwegen kratzen müssen...

Die Arroganz dieser Erde sitzt auf dem Rücken der Pferde. Oder wie ging noch gleich dieses Sprichwort? Meine Erfahrung spricht leider Bände. Doch ich will nicht alle Reiter in Sippenhaft nehmen – immer schön den Schneeball flach halten. Bestimmt gibt es auch anständige. Beim Balsthaler Roggen nehme ich den Umweg über die Roggenfluh. Der Aufstieg ist im Sommer eine Lachnummer, im Schnee jedoch kostet er Kraft, die ich heute wieder mit Willen kompensieren muss. Als ich das Bike über ein Gatter hieve, merke ich, wie viel Schnee und Eis es mittlerweile angesetzt hat...

Aufstiegsspur auf gut 900 m
Unterwegs zur Schlosshöchi
Landschaft nahe der Tiefmatt
Tiefmatt
Mit Mühe, Not und Willen fahrbar
Balsthaler Roggen

Die Fahrt über den Kamm Roggenfluh ist herrlich und macht die Strapazen vergessen. Zumindest fast. "Na, geht es zum Langlaufen?", fragte der Mann im Wangener Café. Beinahe hatte er recht. Denn mit Laufen wäre ich hier wohl schneller vorwärts gekommen. Aber ich habe nun mal ein Fahrrad, kein Laufrad. Lange will ich nicht auf dem höchsten Punkt meiner Tour, der Roggenfluh (995 m), verweilen, die Sonne steht schon zu tief. Der kurze Downhill zum Oensinger Roggen ist dann voller Überraschungen. Mehrmals legt es mich beinahe hin...

Verschneites Bänkli bei der Hauensteinmatt
Bei der Hauensteinmatt
Mehr Schnee als erwartet bei der Roggenfluh
Auf dem Kamm der Roggenfluh
Bei der Roggenfluh, knapp 1000 m
Bänkli nahe der Roggenfluh

Die Abendstimmung am Oensinger Roggen nehme ich noch mit, denn geht es hinab nach Oensingen, wo ein Kamerad bereits eine Bikespur in den Schnee gezogen hat. In der Ebene verfliegen Hysterie und Adrenalin allmählich, und ich beginne die Anstrengungen des Tages zu spüren. Der Schnee hellt die Landschaft etwas auf, so dass die intensive Tour gerade noch ohne Bike-Beleuchtung zu Ende gehen kann. 74 Kilometer, die sich mit einem Kraftfaktor von etwa 1,7 anfühlen wie 125. Die Gesetze des Winters eben. Einen Kilometer vor der Haustüre treffe ich übrigens noch einen Reiter. Seine Worte: "Guten Abend"...

Roggenfluh, Blick Richtung Süden
Roggenfluh
Trail von der Roggenfluh zum Oensinger Roggen
Abstieg zum Oensinger Roggen
Abendstimmung am Oensinger Roggen
Oensinger Roggen

Höhenprofil
 
 
 
Tourdaten: Weite 74,0 km / Höhe 1500 m / Fahrzeit 5:55 h
GPS-Aufzeichnung der Tour: Santelhöchi-Roggenfluh