Freitag, 16. Juni 2017

Offene Rechnung...

Die heutige Tour hätte eigentlich vorgestern stattfinden sollen – bei staubtrockenen Verhältnissen. Leider machte ich da aber einen grossen Fehler: Ich betrachtete frühmorgens die Wetterprognose meines "Lieblingsmeteorologen". Diese war nicht bescheiden: "Heute aus Südwesten verbreitet heftige Gewitter mit Sturmböen, sintflutartigem Regen und Hagel", war zu vernehmen. Alle anderen Wetterfrösche blieben deutlich moderater. Ich mag zwar Gewitter, aber Blitzeinschläge ins Bike sind gesundheitlich bedenklich. Ich blies die Sache ab, doch am Ende kam kein Tropfen vom Himmel…
 
Für gestern waren die Prognosen nicht besser, und wieder kam tagsüber nichts von oben. Dafür aber letzte Nacht. Die Uhr hörte ich noch halb zwei schlagen, dann begann es richtig zu kübeln. Da kommt sie also doch noch, die Kaltfront oder Weniger-Heiss-Front, wie Wetterfrosch Kleiber meinte. Und da kommt sie also doch noch, die 1426. Biketour seit der Premiere am 22. Februar 2003. Kurz vor 09.00 Uhr nimmt sie ihren Anfang bei rund 21 Grad und 90 Prozent Luftfeuchte. Kaltfront, aha. Es geht Richtung Bannwil, dann nahe des Rüttihofs in den Wald...
 
Hier dampft es regelrecht, es ist unglaublich schwül. Ertrinkungsgefahr beim Einatmen. Die Vögel blubbern eher, als sie pfeifen. Etwas später komme ich bei Niederbuchsiten an einer Firma vorbei, von deren Fassade mich ein überdimensionaler Roger Federer angrinst. Dann folgt die erste erwähnenswerte Steigung des Tages zur Santelhöchi. Der Schweiss beginnt zu tropfen, und zwar schneller, als die Uhr tickt. Nichts von Kühlung, es ist viel zu schwül. Einen Moment lang überlege ich, ob ich die Tour abblasen bzw. verkürzen soll...
 
Erinnerungen an den 22. Juni 2016 werden wach, als mein Fitness-Niedergang auf der damaligen Backofen-Tour ebenfalls mit starkem Schweisstropfen begann. Ja, meine Hitzebeständigkeit ist eindeutig von minderer Qualität. Aber apropos blasen: Gemäss den Wetterfröschen soll heute sprichwörtlich ein anderer Wind wehen, ein Nordwestwind nämlich, der dieses nicht auszuhaltende schwüle Gedöns ausräumt. Noch spüre ich jedoch nichts davon, aber die Hoffnung lebt. Von der Santelhöchi bike ich Richtung Wuesthöchi und weiter zur Belchenflue, die ich in letzter Zeit fast ein wenig "massiere" (soll heissen, viel befahre)...
 
Es scheint letzte Nacht nicht nur bei uns heftig geregnet zu haben, sondern auch hier: Viele Wege sind stark ausgewaschen. Auch derjenige runter zur Challhöchi sieht definitiv nicht mehr gleich aus wie noch bei der Tour am 8. Juni. Via Schmutzberg erreiche ich den unteren Hauenstein und fahre leicht alternativ rüber nach Wisen. Nach dem Hof Mapprach bläst mir ein heftiger Wind entgegen. Da ist er, der Nordwestwind! Die Fernsicht wird auch immer besser, mein Tag ist gerettet! Wenig später erreiche ich Rünenberg, einen meiner Lieblingsorte...

Park in Rünenberg
Rünenberg
Bei Rünenberg, im Hintergrund Wenslingen
Plateau bei Rünenberg
Blick auf Thürnen und Sissach
Thürnerflue

Hier muss ich unplanmässig halten, da meine Trinkvorräte bereits aufgebraucht sind! Nach der Pause folgt die Überfahrt zur Thürnerflue und der Singletrail runter nach Gelterkinden. Dieser ist im oberen Bereich überraschend trocken, unten aber teils etwas morastig. Ich passiere Gelterkinden und fahre teils recht steil hinauf zur Ruine Farnsburg. Ein paar Fotos geknipst, dann geht es weiter zur Böckterflue. Hier will ich eine offene Rechnung begleichen: Auf der Tour am 11. April 2016 fragte mich ein anderer Biker, wo denn hier der Endless-Trail sei. Die Frage konnte ich damals nicht beantworten, machte mich aber neugierig...

Farnsberg, oberi Weid
Hochweide am Farnsberg
Bänkli bei der oberen Weid
Bänkli auf dem Farnsberg
Blick von der Ruine Farnsburg auf das Dorf Buus
Ruine Farnsburg
Wehende Schweizer Fahne auf der Ruine Farnsburg
Der Nordwestwind bläst
Eidechsen sieht man dort viele...
Eidechse bei der Ruine Farnsburg
Reste der Farnsburg
Burganlage
  
Eigentlich mag ich konfektionierte Trails nicht so. Dieser hier fägt aber, auch wenn ich keine Rekordzeit aufgestellt haben dürfte. Die Jungs und Mädels von trailnet.ch leisten immer wieder tolle Arbeit. Nach ein paar Orientierungsschwierigkeiten finde ich das Dorf Böckten im Anschluss doch noch und fahre via Thürnen und Diepflingen Richtung Sommerau. Jetzt geht es in den Stierengraben. Danach folgen einige teils ziemlich steile Wege, und plötzlich stehe ich auf dem Wisenberg. Das wollte ich eigentlich gar nicht, ist einfach so passiert. Aber hier war ich schon viele Jahre nicht mehr...

Bei der Buuseregg
Blick auf Rickenbach BL
Singletrail auf der Hochebene der Böckterflue
Weg auf der Böckterflue
"Endless-Trail" zur Sommerau
Weg Richtung Sommerau
 
Der Aussichtsturm ist jedoch wegen Renovierungsarbeiten gesperrt. Der Singletrail vom Wisenberg nach Wisen ist wieder stark ausgewaschen. Obwohl ich viel trinke, sendet mir der Körper allmählich Warnsignale, dass er zu wenig Flüssiges hat. Wenn ich diese nicht ernst nehme, wird es mich zerlegen. Da mein Rucksack nicht mehr viel hergibt, kehre ich in Wisen ein. Das Hartgeld habe ich bereits in Rünenberg ausgegeben. Meine Zahlung mit einer 20er-Note führt zu einer relativen Panik beim Personal, da zunächst nirgendwo Wechselgeld verfügbar ist...
 
Schliesslich fahre ich mit einem Portemonnaie voller Kleingeld über den Liechtberg-Singletrail und runter nach Hauenstein. Nach einem weiteren Downhill geht es nahe an Trimbach vorbei zum Rumpel und hinab nach Wangen bei Olten. War ich hier schon mal? Glaube nicht. Ich habe schon wieder einen trockenen Mund und muss wieder etwas Flüssiges einkaufen. Ich kriege das Zeug kaum noch runter, kann scheinbar gar nicht so viel trinken, wie ich benötigen würde. Dann bike ich hoch zum Born, der wohl eine Art Hausberg von Olten und Umgebung ist. Hier war ich am 28. Dezember 2011 das erste und einzige Mal...

Herzförmiger Ausblick auf Olten vom Liechtberg
Blick vom Liechtberg auf Olten
Singletrail auf dem Born
Am höchsten Punkt des Born
Unterwegs auf dem Born
Blick vom Born auf Rothrist
 
Der Weg ist zu Beginn recht steil. Ich merke zuerst gar nicht, in was für einem hohen Gang ich da hochknorze. Wohl etwa mit einer Kadenz von 30, aber irgendwie fühlt es sich sehr angenehm an. Doch kein Mediziner der Welt würde einem das als effizientes Biken verkaufen. Ein paar Singletrails, dann ein Forstweg, und man hat das Bornchrüz erreicht. Nach weiteren Orientierungsschwierigkeiten fahre ich doch noch planmässig an Gunzgen vorbei und nehme via Schweissacker und Bannwil den Rest. Fazit des Tages: Die Rechnung an der Böckterflue ist beglichen. Und Nordwestwind kann Touren retten…
 
 
Höhenprofil
 
 
 
Tourdaten: Weite 135,6 km / Höhe 3250 m / Fahrzeit 9:41 h
GPS-Aufzeichnung der Tour: Belchenflue-Böckterflue-Wisenberg
 

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