Freitag, 29. Juli 2016

La Chaux-de-Fonds

Zugegeben, es mag vielleicht etwas paradox sein, mit dem Mountainbike eine Stadt zum Ziel zu nehmen. Aber eigentlich ist ja der Weg das Ziel. Die Inspiration für diese "Schnapsidee" kam mir auf der Tour vom 18. Juli 2016, als ich vom Chasseral aus einige Gebäude der Stadt erblicken konnte. Einige Zeit habe ich an einer Strecke dorthin rumgefeilt, bis es passte. Und so starte ich heute um 07.30 Uhr nach einer komplett schlaflosen Nacht. Eine meiner Standardrouten um Solothurn herum ist momentan wegen einer Baustelle in Feldbrunnen erschwert, daher weiche ich auf Riedholz aus...
 
Der fehlende Schlaf scheint kein Problem zu sein, die Form stimmt. Klingt irgendwie verrückt, aber die Steigung nach La Chaux-de-Fonds beginnt bereits in Attisholz. Denn die Höhe, die man hier macht, wird man bis zum Ziel nicht mehr abgeben. Allmählich kommt Westwind auf, der mir nicht gerade Freude bereitet. Dass es noch einige Quellwolken hat, stört mich jedoch nicht – im Gegenteil. Auf dem Montoz-Plateau erreiche ich mit 1294 m ganz unauffällig den höchsten Punkt der Tour. Von der Métairie de Werdt (Werdtberg) geht es auf Wegen unterschiedlichster Beschaffenheit hinunter zum Col de Pierre Pertuis.

Verkörpern den Sommer geradezu: Sonnenblumen
Höchster Punkt der Tour: Montoz, 1294 m
Werdtberg (Blick auf Tavannes)
 
Über die Montagne du Droit fahre ich weiter Richtung Mont Crosin und zum Mont Soleil. An La Ferrière vorbei führt mein Weg dann einen kurzen Moment der Kantonsgrenze Bern-Neuchâtel entlang. Etwas später geht es über einen etwa zwei Kilometer langen Wiesentrail mit vielen Gattern. Weit und breit nur Feld, Wald sowie ab und zu ein paar Kühe. Niemand käme auf die Idee, dass sich in unmittelbarer Nähe eine Stadt mit fast 40'000 Einwohnern befindet. Aber es ist so: Am Ende des Wiesentrails folgt noch ein Singletrail in einem kleinen Wäldchen, und schon findet man sich mitten in La Chaux-de-Fonds wieder...

Hof auf Montagne du Droit
Mont Crosin
Mont Soleil
La Ferrière
Trail an der Kantonsgrenze BE/NE
Wiesentrail bei La Chaux-de-Fonds

 
Die schachbrettartig angelegte Stadt, die keine Vororte hat, gehört seit einigen Jahren zum UNESCO-Welterbe. Sie ist vor allem mit der Uhrenindustrie gewachsen und mit deren Krise in den 1970ern wieder geschrumpft, hatte sie doch damals deutlich über 40'000 Einwohner. Das Klima in der Gegend ist ziemlich rau; die Chaux-de-Fonniers wissen definitiv noch, wie echter Winter geht. Zudem soll hier sogar das Schweizer Kerngebiet für die Entstehung von Tornadozellen sein. Ich drehe ein paar Runden (teils unfreiwillig) und entferne mich dann mangels sinnvoller Alternative wieder auf dem gleichen Gatter-Wiesentrail von der Stadt...

Blick auf La Chaux-de-Fonds
La Chaux-de-Fonds mit Grand Temple
Blick zum Chasseral von La Cibourg aus

 
Ursprünglich war der Rückweg via Col de la Vue des Alpes und Val de Ruz geplant. Bis ich festgestellt habe, dass ich dort vor Jahren schon einmal war und sich meine Begeisterung damals eher in Grenzen hielt. Auch will ich nicht zurück via Mont Soleil und Mont Crosin. Also nehme ich eine Route durch das Vallon de St-Imier mit dem Ziel, 0 Prozent Hauptstrasse zu fahren. Dabei komme ich den Dörfern im Tal näher als üblich, streife oder durchfahre sie teilweise, aber das schadet auch nicht. Ich folge dabei fast ausschliesslich der Wanderweg-Beschilderung, was mich bei Cortébert kurz in die Irre führt.

Guckloch auf St-Imier
Trail ob St-Imier
Source de la Dou bei Cormoret
Source de la Dou, kleiner Stausee
Zwischen Courtelary und Cortébert (Zug war bestellt)
Trail bei Sonceboz

 
Mit dem Schwinden der Höhe nimmt die Temperatur spürbar zu. 26 Grad sind es in Sonceboz. Mein Körper beginnt mir immer deutlicher zu sagen, dass es ihm langsam aber sicher an Flüssigkeit mangelt, obwohl ich schon zig PET-Flaschen gehöhlt habe. Kurz vor Ladenschluss kaufe ich im Mini-Marché in Péry ein. Der elend lange, jedoch nie steile Aufstieg zum Wäsmeli passt so gar nicht in mein Bikerprofil und zieht mir tatsächlich fast ein bisschen den Zahn. Ein Kuhgatter zwingt mich zum Absteigen. Ich mag nicht mehr trinken, es widert mich richtig an.
 
Trotzdem schütte ich hier noch den letzten Liter Flüssigkeit in mich hinein, übergebe mich fast, und erhole mich danach markant. Einmal mehr: Der Körper hat gesprochen! Sicher hat auch geholfen, dass mit der allmählich tief stehenden Sonne und der zunehmenden Höhe die Temperatur wieder auf ein für mich angenehmes Niveau gesunken ist. Den Effekt, dass ich mich auf langen Sommertouren abends erhole, beobachte ich schon seit vielen Jahren. Er ist quasi ein Gesetz. Auf dem restlichen Heimweg nehme ich noch den einen oder anderen Singletrail und schiebe bei letztem Tageslicht das Bike wieder in die Garage...
 
Fazit: Die Tour war geil, die Leute im frankophonen Teil unseres Landes wie gewohnt offen und freundlich und die Kalorienbilanz des Tages tendenziell eher negativ...

Höhenprofil

 
 
Tourdaten: Weite 181,1 km / Höhe 3360 m / Fahrzeit 11:08 h
GPS-Aufzeichnung der Tour ansehen: La Chaux-de-Fonds
 

Montag, 25. Juli 2016

Schloss Wildenstein (BL)

Besonders einladend ist der Blick aus dem Fenster heute Morgen nicht. Es ist hochnebelartig bewölkt und sehr dunstig. Im Glauben, es werde im Tagesverlauf besser, schwinge ich mich kurz vor 08.00 Uhr aufs Bike und fahre nach Norden. Die Luftfeuchte beträgt gefühlte 350 Prozent. Mein erstes Ziel ist Mümliswil, wo ich die Direktvariante Richtung Obere Schwenglen nehme. Über den Hauberg geht es hinunter nach Waldenburg und weiter nach Niederdorf. Jetzt folgen noch ein paar Höhenmeter auf die Hochebene bei Lampenberg, und bald darauf ist das Schloss Wildenstein erreicht.
 
Im Gegensatz zu den vielen Ruinen, die ich in letzter Zeit besucht habe, ist diese Höhenburg vollständig erhalten geblieben. Schloss und Umgebung sind sehr schön. Hier finden auch viele Hochzeiten statt. Leider ist der Himmel immer noch stark bewölkt, die Fernsicht miserabel. Heute wird sicher kein Bild des Jahres entstehen. Nach kurzem Aufenthalt beim Schloss Wildenstein fahre ich unverheiratet weiter Richtung Egg, wo noch ein kurzer, aber durchaus recht steiler Aufstieg zum Gugger folgt. Hier oben hätte man eine prima Aussicht. Hätte...

Eichenhain beim Schloss Wildenstein
Schloss Wildenstein (BL)
Titterten
 
Mit leichtem Auf und Ab geht es nach Titterten. Ein schöner Singletrail führt danach etwas oberhalb des Dorfes über den Schufleberg. Als Schlussbouquet wartet noch der teils nahrhafte Aufstieg zur Waldweid. Dieser fängt harmlos an, wird dann aber immer steiler. Ausgerechnet jetzt kommt die Sonne zum Vorschein und sorgt für Bedingungen der Marke Dampfkochtopf. Schliesslich erreiche ich die Waldweid und fahre weiter um die Hintere Egg herum auf den Wasserfallen-Grat. Einige Hundert Meter bike ich auf dem Gratweg, bevor es steil runter Richtung Obere Limmern und durch die Limmernschlucht nach Mümliswil geht.

Titterten (im Hintergrund Arboldswil)
Blick auf Reigoldswil vom Schufleberg
Trail Richtung Wasserfallen-Grat
Trail vom Wasserfallen-Grat nach Mümliswil
Limmernschlucht bei Mümliswil
Limmernbach
 
Die Luftfeuchte hat in der Zwischenzeit etwas abgenommen. Es sind jetzt höchstens noch gefühlte 275 Prozent. Dazu gemessene 25 Grad Temperatur. Von Mümliswil geht es nach Balsthal und anschliessend mit leicht alternativer Streckenführung nach Hause. Trotz der nicht optimalen Bedingungen war die Tour cool...


Höhenprofil
 
 
 
Tourdaten: Weite 89,8 km / Höhe 1940 m / Fahrzeit 5:50 h
GPS-Aufzeichnung der Tour ansehen: Schloss Wildenstein


Mittwoch, 20. Juli 2016

Hohe Winde-Passwang

Wolkenlos und bis 34 Grad heiss soll es heute werden, also möglichst früh ab in die Höhe und dort bleiben. Um 07.30 Uhr wage ich es bei 16 Grad via Balsthal zum Brunnersberg. Die Sonne steht noch recht tief, was mir am Aufstieg zusätzlichen Schatten spendiert. So lässt es sich gut aushalten. Beim Zentner biege ich ab zum Matzendörfer Stierenberg, wo ich letztmals am 9. März 2016 war (damals bei leicht anderen Verhältnissen...). Es folgt eine kurze Abfahrt auf den Scheltenpass. Hier wartet noch das Schlussbouquet zur Hohen Winde. Dieses ist vollständig fahrbar, im oberen Bereich eventuell etwas grenzwertig...

Sonnenblumen
Hohe Winde vom Brunnersberg aus
Gipfelkreuz...
Restaurant Matzendörfer Stierenberg
Matzendörfer Stierenberg im Sommer...
Wind auf der Hohen Winde...
 
Oben auf 1204 m würde sich dann der Blick öffnen vom Val Terbi über Laufen, Basel bis zum Schwarzbubenland. Dazu die Vogesen und der Schwarzwald im Hintergrund. Würde – denn die Fernsicht verdient wiederum nur die Note 4-5. Wenn man früh startet, ist es zwar schön kühl, jedoch auch feuchter. Jede Seite hat halt zwei Medaillen, wie schon Mario Basler vor Jahren festgestellt hat. Auf der Hohen Winde ist es 22 Grad mild, und es weht ein leichter Wind. Bei diesen angenehmen Bedingungen lässt es sich doch eine Weile aushalten...
 
Hohe Winde, Basel zwischen den Beinen
Blick zur Kleinen Winde
Der Windsack zeigt auf Basel...
Abfahrt zum Vorder Erzberg
Übergang vom Erzberg zum Passwang
Blick zurück zum Vorder Erzberg
 
Über zwei Stunden sitze und liege ich dort oben herum, bevor ich mich auf den Downhill zum Vorder Erzberg und weiter Richtung Passwang mache. Der rund zwei Kilometer lange Singletrail zum Beibelberg ist schön trocken, was im Jahr 2016 wohl eine Premiere sein dürfte. Vom Passwang geht es zur Wechtenegg und über einen teils mit Dornen gespickten Trail runter Richtung Mümliswil. Hier ist es über 30 Grad heiss. Solche Temperaturen verringern meine Haltbarkeit massiv, so dass ich keine grossen Experimente mehr mache und lieber möglichst rasch den Heimweg ansteuere...

Singletrail beim Chratteneggli
Bei der Barenflue (rechts: Hof Ober Chratten)
Beibelberg, Blick zur Hohen Winde

Höhenprofil



Tourdaten: Weite 76,5 km / Höhe 1530 m / Fahrzeit 4:42 h
GPS-Aufzeichnung der Tour ansehen: Hohe Winde-Passwang
 

Montag, 18. Juli 2016

Chasseral-Nods-Bielersee

Bevor es diese Woche wieder über 30 Grad werden, will ich nochmals eine etwas grössere Tour machen. Ich gehe mal da hin, wo es nie wirklich heiss wird: zum 1606 m hohen Gestler (besser bekannt als Chasseral). Den Trail über dessen Grat bis hinunter nach Frinvillier kenne ich bereits. Heute will ich aber den mir unbekannten Trail "in Falllinie" nach Nods erkunden. Um 07.45 Uhr starte ich bei noch angenehmen 16 Grad und fahre mehr oder weniger standardmässig um Solothurn herum Richtung Grenchenberg. Über den Romontberg geht es dann gegen Schluss etwas bachbettartig runter nach Péry.
 
Über La Heutte fahre ich leicht erhöht an Sonceboz-Sombeval vorbei, bevor die Steigung zum Chasseral beginnt. Bis rund 1100 m häufig recht stark, an-schliessend nur noch leicht bis mässig steigend geht es via Pierrefeu und Métairie de Morat bis zur markanten Antenne des Chasserals. Meist hat man Schotter unter den Stollen, ab und zu aber auch Teer. Oben auf gut 1600 m hat es exakt 20 Grad, die sich aber recht schwül anfühlen. Die Fernsicht ist heute nicht überragend, höchstens Note 4-5. Im Hotel Chasseral kehre ich ein, dann begebe ich mich auf den Downhill-Trail nach Nods.

Landschaft zwischen Péry und Sonceboz
Sonceboz
Chasseral von Mét. de Morat aus gesehen
Chasseral mit Antenne
Blick vom Chasseral zum Mont-Soleil
Kühe mit Aussicht...
 
Der Trail ist recht abwechslungsreich: Mal steinig, mal hat es ein paar Wurzeln... Er ist nie richtig flowig, jedoch auch nie wirklich technisch. Ich finde ihn spitze! In Nods auf knapp 900 m ist es schon ziemlich warm. Mein Weg führt nun weiter nach Prêles und – weil es auf der Tour am 7. September 2015 so schön war – hinunter an den Bielersee. In den Rebbergen bei Schernelz ist es dann so richtig heiss. Wegen der Hitze habe ich zuerst eine Flachvariante des Heimwegs studiert (die 4-B-Variante): Biel-Büren-Bucheggberg-Bätterkinden. Diese Variante habe ich aber wieder verworfen...
 
Chasseral, Trail nach Nods
Kurz vor Nods
Nods
Blick zurück zum Chasseral bei La Praye
Kurz vor Prêles
Schernelz, Festi
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Stattdessen geht es von Schernelz nach Twann, dann teilweise steil hinauf zum Weiler Gaicht und weiter nach Magglingen. An der steilen Steigung bei Twann zeigt das Thermometer am Bike wieder mal 41 Grad an, damit auch die Psyche etwas zu tun hat. In Magglingen fahre ich an der Hochschule für Sport vorbei und bike runter nach Frinvillier. Hier in diesem Kessel beginnt die Hitze Wirkung zu zeigen. Im Kriechgang geht es erst recht steil, später sanft steigend Richtung Romont. Sobald Schatten und Fahrtwind ins Spiel kommen, fühle ich mich sofort besser.

Schernelz, Blick zum Bielersee mit Kirche Ligerz
Twann
Im Wald ist die Hitze noch knapp auszuhalten
Ausblick von der Hochschule für Sport in Magglingen
Trail von Magglingen nach Evilard
La Suze (Schüss) bei Frinvillier

Bei Romont nehme ich den Firsi-Trail und fahre dann an Grenchen vorbei nach Lommiswil und via Langendorf und Luterbach Richtung Heimat. Mittlerweile versagt nebst der Kadenz- auch die Neigungsanzeige am GPS-Gerät weitgehend. Den Chasseral habe ich mit überwiegend 0 Prozent Steigung erklommen. Immerhin weiss ich jetzt, dass das "S" im Wort GPS definitiv für "Schrott" steht. Aber was solls, die Hauptsache ist: Die Tour und der Trail nach Nods waren "voll geil", um Simon Ammann nach seinem Olympiasieg 2002 zu zitieren. Auch Hans Rosenthal würde passen: Sie sind der Meinung das war... spitze!


Höhenprofil
 
 
 
Tourdaten: Weite 145,7 km / Höhe 3270 m / Fahrzeit 9:45 h
GPS-Aufzeichnung der Tour ansehen: Chasseral-Nods