Mittwoch, 27. April 2016

Auf der Röti im falschen Film

Blühender Raps und Pulverschnee – willkommen im April. Die Wette, dass ich in dieser Saison noch einmal in Vollmontur auf Tour gehe, hätte ich glatt verloren. Aber der April zeigt heuer wieder mal alle Facetten. Und ganz heimlich liebe ich ihn dafür. Um 16.00 Uhr starte ich, fahre an blühenden Rapsfeldern und Kirschbäumen vorbei, um mich etwas später auf dem Weissenstein in Schnee und Eis wiederzufinden.
 
Ich bin voll und ganz auf Frühling eingestellt und komme mir wie im falschen Film vor, als ich da oben im trockenen Schnee meine Spur ziehe. Ich kämpfe mich hoch zur 1395 m hohen Röti. Der starke Westwind hat hier den Schnee mehr oder weniger weggeblasen bzw. verfrachtet. Der Aufstieg ist aber dennoch nicht so ganz einfach...
 
Röti - Buchsi, Langenthal und Olten auf einen Blick
Welschenrohr von der Röti aus gesehen
Posierendes Bike
Röti, Blick auf den Chamben und ins Thal
Blick auf Solothurn
Röti mit Abendsonne im Rücken...
 
Die Handschuhe habe ich zum Glück mitgenommen. Bei zügigem Westwind und minus 3 Grad kann ich diese gut gebrauchen. Es folgt eine schöne Pulverschnee-abfahrt an der Schattseite der Röti. Eine prächtige Winterlandschaft – alles passt, nur eines nicht: das Datum! Unterhalb 1200 m schwindet der Schnee allmählich. Auf dem Balmberg hat es bei 0 Grad praktisch keinen mehr.
 
Balmberg, 1100 m
Niederwiler Stierenberg, 1150 m
Aare bei Wangen a. A.
 
Da die Fernsicht nach der durchgezogenen Kaltfront gut ist, fahre ich ungeplant über den Niederwiler Stierenberg und das Hofbergli zum Hochkreuz, wo ich den Downhill nach Wiedlisbach unter die Stollen nehme. Jetzt würde ich die Wette riskieren, dass in dieser Saison kein grösserer Wintereinbruch mehr kommt. Ich glaube übrigens nicht an den Böögg...
 
Höhenprofil
 
 
 
Tourdaten: Weite 57,8 km / Höhe 1480 m / Fahrzeit 3:56 h
GPS-Aufzeichnung der Tour ansehen: Röti
 

Mittwoch, 20. April 2016

Grenzwertig zur Sankt Chrischona

Schönwetterbiker, die an den Böögg glauben, sollten schon mal vorsorglich folgendes Inserat schalten: Schlauchboot gesucht, Mountainbike zu verkaufen...
 
...aber noch ist ja nicht Sommer. Nach der Sintflut von letzten Sonntag prognostizieren die Wetterfrösche nun ein drei Tage starkes Hoch, das ich unbedingt ausnützen will. Zum Glück lassen es die geschäftlichen Umstände momentan zu. Die Tour, die ich im Sinn habe, ist äusserst gewagt für April. Vielleicht sogar etwas kopflos, womit wir wieder beim Böögg 2016 wären...
 
Die heutige Fahrt hätte nach ursprünglichem Plan im Rütihard bei Muttenz enden sollen. Nur mit dem Ziel, ein paar Singletrails am Gempen zu fahren. Da ich Hochplateaus und Landesgrenzen-Trails mag, verlängere ich die Tour zur Sankt Chrischona. Dort habe ich beides zusammen. Um 08.45 Uhr starte ich in Richtung Mümliswil und befahre dann nach längerer Zeit wieder mal den Vogelberg. Die alte Passwangstrasse ist teilweise recht steil, aber irgendwie angenehm zu fahren.
 
Der Vogelberg markiert mit 1166 m die höchste Erhebung der Tour. Von hier aus wäre an klaren Tagen, zu denen der heutige nicht unbedingt gehört, das Tagesziel bereits problemlos zu sehen. Der Vogelberg gehört zum Kanton Solothurn, das Restaurant befindet sich aber bereits auf Baselbieter Boden. Bei der anschliessenden Fahrt über den Grauboden zur Ulmethöchi hat man immer wieder eine schöne Aussicht.

Auf dem Weg nach Mümliswil
Beim Vogelberg (im Vordergrund: Hof Bürten)
Blick vom Grauboden (Lauwil im Vordergrund)
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Weiter geht es zum Hof Ramstein und via Eichhöhe und Bärsberg hinauf zum Holzenberg, den sich die Kantone Solothurn und Baselland wiederum teilen. Nach einer kurzen Abfahrt streife ich die Dörfer Seewen und Hochwald und biege dann auf den Bürenflue-Trail ein. Diesen mag ich eigentlich gar nicht so. Ich überlege mir sogar kurz, ob ich ihn umfahren soll, um etwas mehr von der genialen Landschaft zu sehen. Schliesslich fahre ich ihn dann doch.

Auf dem Trail hat sich jemand die Mühe gemacht, in regelmässigen Abständen Äste auf den Weg zu legen. Damit macht er (oder sie) den Bikern eine Freude und stellt den Wanderern zahlreiche Stolperfallen. Ob das so beabsichtigt ist, sei dahingestellt. Am Dorf Gempen vorbei geht es schliesslich abwärts. Die Landschaft ist wirklich fantastisch, und die Natur blüht bei bestem Wetter im wahrsten Sinne des Wortes so richtig auf.

Bei Ramstein, Blick nach Nunningen
Frühlingslandschaft bei Bärsberg
Holzenberg
Frühling im Schwarzbubenland (bei Seewen)
Bei Stollenhäuser
Kirschblüte
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Über Stollenhäuser, Schönmatt und Renggersmatt geht es hinab Richtung Rütihard. Teilweise fahre ich dabei über den Gempen-Nord-Trail. Vor Untergruth verpasse ich den geplanten Singletrail und folge stattdessen der Wanderweg-Beschilderung Richtung Basel St. Jakob. Ich kann mir vorstellen, dass es hier eine schönere Variante gegeben hätte, aber was solls. Im Rütihard ist man noch mitten in der Natur. Irgendwie kaum zu glauben, dass Basel schon so nahe sein soll. Aber es ist so. Ein kurzer Trail spuckt einen bei einer Holzbrücke aus, die ich passiere. Etwas später fahre ich auf der Baselstädtischen Seite direkt der Birs entlang.

Zu meiner Überraschung finde ich kein Fahrverbot. So komme ich rasch und angenehm durch die Stadt. Sogar richtig schön ist es – entgegen aller Bedenken. Beim Kraftwerk Birsfelden befahre ich mit 253 m ü. M. den niedrigsten Punkt, den ich jemals unter den Stollen hatte. Wenig später wird die Tour grenzwertig: Der Weg hinauf zur Sankt Chrischona führt direkt der Landesgrenze entlang. Die Grenzsteine stehen meist rechts und zeigen den Baselstab. Ab und zu stehen sie aber auch links mit dem Badischen Wappen. Abwechselnd auf Schweizer und deutschem Hoheitsgebiet erreiche ich schliesslich die Kirche Sankt Chrischona.

Bärlauch-Trail beim Rütihard
Blick vom Kraftwerk Birsfelden nach Basel
Sankt Chrischona ist nicht mehr weit...
Grenzstein bei Junkholz
Kirche Sankt Chrischona
Sankt Chrischona noch etwas näher...
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Jetzt verlasse ich das Heimatland etwas deutlicher. Im deutschen Dorf Rührberg ist der Scheitelpunkt der Tour erreicht. Ich wechsle die Richtung von Ost nach Süd. Es geht abwärts. Kurz vor Wyhlen ist der Weg plötzlich gesperrt. Umleitung signalisiert? Nö, wozu denn... Jetzt muss ich das alte GPS aus dem Rucksack holen und dessen rudimentäre Karte zu Hilfe nehmen. Ich finde schliesslich eine Umfahrung der gesperrten Stelle.

Mein Versuch, das Dorf Wyhlen möglichst zu umgehen, gelingt nach einigen Irrwegen zwar nicht nach Plan, aber ich will es mal so gelten lassen. Kurze Zeit später überquere ich beim Kraftwerk Wyhlen-Augst den Rhein und bin zurück im Heimatland. Von Augst geht es zuerst der Ergolz entlang und dann durch ein kleines Tal nach Frenkendorf, wo mal eine Pause angesagt ist.

Den Schleifenberg spare ich mir, da ich nicht durch Liestal will. Zudem bin ich diesen vor fast genau einem Jahr auf der Arisdorf-Tour gefahren. Nach der Pause geht es weiter über den Bienenberg Richtung Liestal. Auf diesem Abschnitt streikt das GPS zeitweise, es zeichnet einige Kilometer und Höhe nicht auf. Die Umfahrung des Baselbieter Kantonshauptorts gelingt auch nicht ganz nach Plan. Als ich mich unbeabsichtigt auf dem Summerholden-Trail wiederfinde, disponiere ich die Heimfahrt spontan komplett um...

Rührberg (D)
Bienenberg, Blick auf Frenkendorf und Füllinsdorf
Singletrail bei Liestal
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Statt wie geplant über Bubendorf-Gugger-Waldenburg fahre ich auf dem gut 1,5 km langen Singletrail ins Oristal, via Lupsingen zum Kleckenberg, dem Holzenberg entlang und schliesslich runter nach Reigoldswil. Jetzt folgt noch das Schlussbouquet zur Wasserfallen. Sacksteil geht es zu Beginn aus dem Dorf heraus. Bis rund 1070 m steige ich hoch, fahre danach ein paar geniale Wege bei Abendstimmung über den Grat und dann hinab nach Mümliswil.

Kurz vor Reigoldswil
Reigoldswil von der Wasserfallen her gesehen
Trail am Wasserfallen-Grat
Obere Limmern ob Mümliswil
Untere Limmern
Leuchtender Raps bei Niederbipp
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Ein paar regionale Singletrails binde ich danach noch in den Rückweg ein. So ganz taufrisch fühle ich mich nicht mehr, aber es geht noch einigermassen ordentlich. Die ganze Zeit bin ich sachte gefahren, immer möglichst im "Wohlfühlbereich" und nicht auf Tempo. Bei letztem Tageslicht endet die geniale April-Rekordtour wieder in Herzogenbuchsee. Sie hat mich nicht umgebracht, also müsste sie mich – glaubt man dem Sprichwort – stärker gemacht haben...

Höhenprofil
 


Tourdaten: Weite 146,9 km / Höhe 3150 m / Fahrzeit 9:45 h
Link zur Tour: Sankt Chrischona
 

Montag, 11. April 2016

Sissacherfluh und eine (zu) frühe Dusche

Heute wage ich wieder einen Vorstoss ins Baselbiet. Nach der Tour zum Kilchberger Giessen am 17. März soll es heute eine Kirschblütenfahrt geben. Kurz nach 09.00 Uhr starte ich bei wolkenlosem Himmel und 7 Grad zur bislang längsten Tour des Jahres. Zuerst geht es nach Balsthal, dann auf direktem Weg nach Langenbruck, dem höchstgelegenen Baselbieter Dorf. Auf der Route über die Belchenfluh befahre ich abwechselnd Solothurner und Baselbieter Hoheitsgebiet, bis ich bei der Challhöchi "endgültig" in den Kanton Baselland verschwinde.
 
Via Schmutzberg geht es zur Laufmatt und dann auf einem schönen Singletrail am Walten vorbei zum Dietisberg. Danach fahre ich um einen weiteren, namenlosen Hügel herum und befinde mich nun über dem Dorf Diegten, das vielen Auswärtigen wohl höchstens dank der vorbeiführenden Autobahn bekannt ist. Ich muss feststellen, dass ich in Sachen Kirschblüte dieses Jahr eher zu früh unterwegs bin: Es will noch nicht so richtig blühen, zumindest nicht hier in leicht erhöhter Lage (etwa 600 m)...
 
Gwidem, Blick zurück nach Langenbruck
Schmutzberg
Wiesentrail oberhalb Eptingen
Schöner Weg oberhalb Diegten
Diegten
Diegten (Bennwil am linken Bildrand)
Es folgt ein sehr kurzer Strassenabschnitt. Ich streife das Dorf Känerkinden ganz im Westen und fahre über das Plateau bei Wittinsburg Richtung Sissach. Hier kann man die Höhe lange halten, bis es schliesslich beim Blittenchopf abwärts geht. Es folgen mehrere, eher kurze Singletrails hinunter nach Sissach. Beim Burgenrain hat man einen schönen Blick auf das Dorf, das anscheinend in den letzten Jahren stark gewachsen ist...

Sissach vom Burgenrain aus gesehen
Schöner Weg oberhalb Sissach
Japanische Kirschblüten

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Nach einer kurzen Pause mache ich mich auf den Weg zum Tagesziel. Leider habe ich am 17. Januar das neue, schweineteure GPS in der Dunkelheit verloren. Seither kommt immer das alte Gerät im Rucksack mit, um die Fahrten aufzuzeichnen. Eine brauchbare Karte hat das Ding aber nicht. Werde wohl bald einen Ersatz anschaffen (müssen). So verlasse ich mich auch heute zumeist auf die Wanderwegtafeln. Ab Sissach führen jedoch mehrere Wanderwege zur Fluh. Das habe ich zu wenig genau vorbereitet...

Ich erwische prompt einen ungewollten. Beim Hof Kienberg versuche ich die Route zu korrigieren, kehre dann aber doch lieber um. Schliesslich finde ich noch den "richtigen" Aufstieg. Ganz gemächlich fahre ich bergwärts. Die 19 Grad fühlen sich an der Sonne an wie 30. Der Schweiss tropft fast im Sekundenrhythmus. Mein eigentliches Ziel ist das kleine Plateau der Isletenebeni auf rund 740 m. Ich liebe Hochebenen. Zudem hat es da oben einige schöne Wege. Die Sissacherfluh nehme ich sozusagen auf dem Rückweg. Die Frage eines anderen Bikers, wo denn hier der Endless-Trail sei, kann ich leider nicht beantworten...

Forsythie mit Sonne
Blick durch die Blüte ins Ergolztal...
Kirschblüte von Nahem
Farbige Landschaft...
Blick auf Rickenbach von der Isletenebeni
Sissach von der Sissacherfluh aus

 
Mein Ziel ist, hier möglichst viele Singletrails zu fahren. Nach einem Abstecher zur Ruine Bischofstein geht es abwärts Richtung Böckten und Gelterkinden. Langsam ziehen Quellwolken auf. Nein, eigentlich ziehen sie ziemlich schnell auf! Im Moment sieht aber alles noch harmlos aus. Via Buhalde geht es nahe der Thürnerfluh vorbei zur Sommerau. Bei Rümlingen (hat die schönste Postleitzahl der Schweiz) bike ich hinauf zur Hochebene bei Mettenberg. Ich merke, dass mein Formstand im April noch nicht top ist. Soweit normal. Es ist komisch: Ich werde zwar langsamer, fühle mich aber trotzdem nicht wirklich müde...

Ruine Bischofstein
Landschaft bei Thürnen
Kurz vor Böckten
Gelterkinden
Spezielle Lichtverhältnisse bei Rünenberg
Abendstimmung als wäre nichts gewesen... (Wanzwil)
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Ich fahre am Wisenberg vorbei nach Wisen und hinauf zur Wisnerhöchi. Den Trail über den Liechtberg nehme ich auch noch mit und erreiche das Dorf Hauenstein. Jetzt aber beginne ich doch eine gewisse Müdigkeit zu spüren. Die vielen Fotostopps waren sicher auch nicht gerade förderlich für den Rhythmus. Über die Challhöchi fahre ich nochmals zur Belchenfluh. Es wird schlagartig dunkel und beginnt zu blitzen und rumpeln am Himmel. Das habe ich nicht bestellt. Auf der Belchenfluh fallen die ersten Tropfen. Diese sind so gross, dass jede einzelne fast das Zeug für eine Überschwemmung hat.
 
Angst vor Gewittern habe ich zwar nicht, im Gegenteil. Aber auf dem Bike zu sitzen bei Blitz und Donner ist nicht ganz ohne. Das Gewitter im Nacken verhilft mir immerhin zu einer klaren Rekordzeit den Dürstelberg-Trail runter. Die Müdigkeit ist auch schlagartig vergessen. Mit ordentlich Tempo bolze ich zurück nach Langenbruck. Die eigentliche Gewitterzelle zieht schliesslich haarscharf östlich vorbei, dennoch zwingt mich der teils heftige Regen zu einer längeren Zwangspause. Danach ist es plötzlich wieder fast wolkenlos. April pur. Jetzt muss ich Gas geben, um noch vor Einbruch der Dunkelheit nach Hause zu kommen...

Höhenprofil
 
 
 
Tourdaten: Weite 126,0 km / Höhe 3050 m / Fahrzeit 8:18 h
Link zur Tour: Sissacherfluh